Hennickendorf als Biomüll-Drehscheibe Berlins?

Weitgehend unbemerkt von den Bürgern in Rüdersdorf bei Berlin und der breiten Öffentlichkeit plant das Land Berlin den Ausbau der bestehenden Kompostieranlage im Ortsteil Hennickendorf zu einer zentralen Biomüllmassenanlage des Landes Berlin. Die Pläne sind bereits weit fortgeschritten. Um es der Öffentlichkeit besser zu verkaufen, erhält die geplante neue riesige Anlage den wohlklingenden Namen Biomassezentrum. Wohlwollend wurden die vorgestellten Bebauungsplanentwürfe für die Anlage im Ortsteil Hennickendorf, von den Gemeindevertretern Rüdersdorf bei Berlin zur Kenntnis genommen.
Dabei klingt die Idee eines Biomassezentrums in Hennickendorf auf den ersten Blick vielversprechend. Die bisherigen Kompostieranlagen werden überdacht, Gebrauchswasser aufbereitet, die Geruchsbelästigungen sollen zurück gehen. Tatsächlich sieht die Realität jedoch ganz anders aus. Das Land Berlin wurde von Seiten des Landes Brandenburg verpflichtet, bis Ende 2026 mit erheblichen Baumaßnahmen die Beeinträchtigungen für die Bewohner Hennickendorfs der bereits bestehenden Kompostieranlage zu minimieren. Ferner ist die Berliner Stadtreinigung BSR, ein Eigenbetrieb des Landes Berlin als Eigentümer sowieso verpflichtet, das von Ihnen gekaufte Gelände zu sanieren.
Die BSR ging dabei davon aus, wenn wir schon in die Kompostieranlage Hennickendorf investieren müssen, dann gleich richtig. So ist geplant, zukünftig einen Großteil des bestehenden Biotonnenabfalls in Hennickendorf zu entsorgen bzw. zu verarbeiten. Während derzeit nur ein kleiner Teil in der Kompostieranlage Hennickendorf aus Biomüll aus den Biotonnen Berlins entstammt, beim Rest handelt es sich um Grünabfälle (Grünschnitt und Laub), wird zukünftig der Biotonnenabfall einer 3,9 Millionen Einwohnermetropole nach Hennickendorf verbracht werden, der mit nicht unerheblichen Risiken, Schimmelpilz/Bakterieneintrag, Fremdkörper, Chemikalien unbekannter Herkunft usw. kontaminiert sein wird. Um die Dimensionen zu verdeutlichen, statt bisher 70.000 Tonnen Bioabfall, wobei davon 50.000 Tonnen Grünschnitt anfallen, wird zukünftig mit 350.000 Tonnen Bioabfall geplant, wovon ein Großteil aus den Biotonnen des Landes Berlin stammen wird.
Tatsächlich bringt dieses geplante Großprojekt zahlreiche Nachteile mit sich, die die Lebensqualität der Anwohner von Hennickendorf, Lichtenow und Rüdersdorf/Tasdorf schon allein aufgrund des stark steigenden LKW Verkehrs beeinträchtigen werden. Der LKW Zulieferverkehr wird in kürzester Zeit nahezu um das Siebenfache ansteigen, neben der B 1 sind dann die Gemeindestraßen in Hennickendorf besonders betroffen. Der erhöhte Verkehr bringt nicht nur Lärm, sondern auch eine erhebliche Verkehrsbelastung mit sich. Die Straßen von Hennickendorf sind nicht für solch ein Verkehrsaufkommen ausgelegt. Die Anwohner werden unter dem ständigen Verkehrslärm leiden, der Zustand der Gemeindestraßen, die gar nicht auf diesen erheblichen LKW Verkehr ausgelegt sind, wird leiden. Die Ortsstraßen sind für solch ein Verkehrsaufkommen gar nicht ausgelegt. Auch die Geruchsbelästigungen werden schon allein durch das erhöhte Transportaufkommen und die Art des nun zu transportierenden Biomülls ansteigen. Wurde bisher überwiegend Grünschnitt transportiert, erfolgt nun der Transport des Inhaltes von Biotonnen. Etwaige gesundheitliche Risiken werden gleich ganz ausgeklammert.
Die Bemühungen der Gemeinde, den Ortsteil Hennickendorf verstärkt für touristische Zwecke zu erschließen, werden konterkariert. Hennickendorf als ein Ort des Tourismus und gleichzeitig als zentrale Biomüllkippe Berlins wird nicht funktionieren. Wer investiert in einen Ort mit solch einem Ruf Vorteile für die Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin sind nicht in Sicht. Nicht einmal Einnahmen aus Gewerbesteuer werden generiert, da das Unternehmen BSR aus Berlin stammt und dort geschäftsansässig ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das geplante Biomasse Zentrum in Hennickendorf lediglich Nachteile und keinerlei Vorteile für die Gemeinde mit sich bringt. Die übermäßig anfallende Menge an Bioabfall, der Anstieg des Verkehrs, die Geruchsbelästigung und das Fehlen von finanziellen Vorteilen für die Gemeinde sowie eine Planung, die darauf ausgerichtet ist, zukünftig noch viel größere Mengen an Bioabfall/ Müll dort zu verarbeiten, erfordern zwingend ein Nein der Gemeindevertreter zu diesem Bauvorhaben.
Es ist nicht Aufgabe der Gemeindevertretung Rüdersdorf bei Berlins, sich um die Lösung der Abfallprobleme des Nachbarlandes Berlins zu kümmern. Die Gemeindevertreter haben einzig das Wohl ihrer Gemeinde im Auge zu behalten und Rüdersdorfer Interessen zu vertreten.
Es ist an der Zeit, die Bedürfnisse der Einwohner Rüdersdorfs bei Berlin und der Anwohner in Hennickendorf in den Vordergrund zu stellen und der BSR klar und deutlich zu erkennen zu geben, für eine Erweiterung der Anlage in Hennickendorf steht die Gemeinde nicht zur Verfügung. Gleichzeitig sollte die Gemeinde auf eine Beseitigung der jetzt schon anfallenden Geruchsbelästigungen und eine Sanierung des Geländes der Kompostieranlage drängen.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, als Landtagsabgeordneter für diesen Wahlkreis ein besonderes Auge auf die Pläne der BSR zu werfen. Diese dürfen nicht zu Lasten Rüdersdorfs bei Berlins bzw. der umliegenden Gemeinden gehen. Wir sind nicht für die Beseitigung der Müllprobleme Berlins verantwortlich.
Ich fordere die Gemeindevertreter auf, die Interessen Rüdersdorf bei Berlins voran zu stellen und den Bebauungsplan in seiner derzeitigen Fassung abzulehnen.
Erik Pardeik - Landtagsabgeordneter






